Österreich - Deutschland, 21.11.2023 (A-Herren)
Am Dienstag, den 21. November 2023 (Spielanstoß 20:45), fand das freundschaftliche Länderspiel gegen Deutschland im Ernst-Happel-Stadion in Wien statt. Das von Schiedsrichter Slavko Vincic (SVN) geleitete Spiel endete 2:0 durch die Tore von Sabitzer (29.) und Baumgartner (73.). Es waren 46.000 Zuschauer anwesend.
Zum letzten Tanz im Länderspieljahr 2023 lud der ÖFB unseren „Lieblingsnachbarn“ Deutschland in das Wiener Ernst Happel Stadion zu einem freundschaftlichen Aufeinandertreffen ein. Dieses Duell ist für viele Teamspieler speziell, da einige ihr Geld in der deutschen Bundesliga verdienen. Aber auch für die beiden Teamchefs Rangnick und Nagelsmann war dieses Match besonders, weil der Lehrmeister auf seinen Schüler traf. Für uns Fans ist ein Kräftemessen gegen Deutschland überspitzt gesagt ein „Derby“ auf nationaler Ebene. Dementsprechend ist die Stimmung bei den Fans bei diesem Duell aufgeheizter als sonst. Dies spiegelt sich in der Bereitschaft die Mannschaft anzufeuern wider.
Im Vorfeld des Spiels stand unsere Gruppe medial im Fokus. Eine Schulklasse half uns im Zuge eines Projekts bei den Aufbauarbeiten der Choreographie gegen Belgien. Als Dankeschön war ausgemacht, dass die Klasse während des Abschlusstrainings kurz dem Team auf die Beine schauen durfte. Leider wurde das Versprechen nicht erfüllt, weil es offenbar innerhalb des ÖFBs Kommunikationsprobleme gab und Rangnick nichts von der Abmachung wusste. Einmal mehr unterstrich diese Aktion die mangelnde Wertschätzung gegenüber der Fans, was ein wesentlicher Grund ist, weshalb wir uns in die zweite Reihe verabschiedet haben. Der Skandal über die Schulklasse und unser Abschied an vorderster Front schlug hohe Wellen, weil der Zeitpunkt unserer Entscheidung für viele überraschend kam. An dieser Stelle sei erwähnt, dass der ÖFB und die aktive Fanszene bereits Anfang Juli von uns über unsere Entscheidung und den Zeitpunkt unseres letzten Auftritts informiert wurden. Somit blieb genügend Zeit, um sich zum einen auf die neue Situation vorzubereiten und zum anderen gegebenenfalls mit uns ins Gespräch zu treten – dies blieb jedoch bis zum Schluss aus, was unsere Entscheidung nur bekräftigt hat. Erst nach unserem Abschied und der damit verbundenen medialen Aufmerksamkeit kam der ÖFB ruckartig in Bewegung. Der Präsident meldete sich persönlich zu Wort und entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten rund um die Schulklasse. Prompt wurde ein Ersatztermin beim Abschlusstraining gegen Deutschland gefunden. Im Zuge des Fanklubtreffens am Sonntag, 19. November im Beisein des Präsidenten, des gesamten Teams und Trainerstabs gab es erstmals (!) nette Austauschgespräche, die für uns als Gruppe ganz wichtig sind. Auch Teamchef Rangnick suchte Kontakt zu uns und bedauerte unseren Abschied sehr. Solche Treffen waren längst überfällig und müssen unbedingt weiter forciert werden. Nun wäre es noch erstrebenswert, dass alle Fans die nötige Wertschätzung spüren und nicht nur zwei bis sechs ausgewählte Personen pro Fanklub.
Nun zum Spieltag selbst: Wie bei unserem letzten Auftritt mittels Spruchbandes angekündigt, platzierten wir uns in den hinteren Reihen des ersten Rangs. Jedoch nicht irgendwo seitlich, sondern im Mittelblock, um den anderen Fanklubs bestmöglich zu helfen, die Stimmung nach außen zu tragen. Unser Transparent hängt ab sofort nicht mehr, womit wir ein klares Zeichen setzen: Wir wollen nicht stur hinter dem Fetzen stehen, sondern jene unterstützen, die um Stimmung bemüht sind, weshalb wir uns im Mittelblock platziert haben. Mit unseren kleinen Fahnen, die dauerhaft geschwungen wurden, haben wir dennoch optisch auf uns aufmerksam gemacht. Mit Wurfrollen und Konfetti haben wir zusätzlich für optische Akzente während des Spiels gesorgt.
Den Support haben heute mehrere Fanklubs angeführt. Mit vier Megaphonen und zwei Trommeln wurde versucht, die Stimmung in der Kurve zu koordinieren und zu entfachen. Die Stimmung war an diesem Abend gut. Klar, es ging gegen Deutschland in einem vollen Ernst-Happel-Stadion und der Spielverlauf hätte nicht besser ausfallen können. In der Kurve wurde auch auffällig viel Pyrotechnik gezündet, was den Vergleich „Derby“ untermauert. Rauch, Blinker und Bengalen waren immer wieder während des Spiels und vor allem während der Torjubel zu bemerken.
Österreich trat von der ersten Sekunde ambitioniert auf und kreierte immer wieder gute Möglichkeiten. Es scheiterte jedoch vorerst am Abschluss. In der 27. Minute war es dann soweit: Marcel Sabitzer verschaffte sich im gegnerischen Strafraum Platz und schob ins kurze Eck ein. Der Jubel und die Freude waren groß unter den österreichischen Anhängern. In Halbzweit zwei schwächte sich der Gegner selbst: Sane verlor die Beherrschung und wurde aufgrund einer Tätlichkeit gegen Mwene in Minute 49 zurecht mit rot ausgeschlossen. Fortan war Österreich mit einen Mann mehr am Feld. In Minute 73 brachte Baumgartner das Stadion endgültig zum Kochen, als er mit einem Lupfer den deutschen Schlussmann bezwang und zum 2:0 einnetzte. Baumgartner sprang über die Werbetransparente vor zur Kurve und feierte sein Tor frenetisch mit den Fans – so soll ein Torjubel sein! Die Kurve brannte wortwörtlich. Ab nun war die Stimmung im Stadion am Höhepunkt. „Oh wie ist das schön“ und „Immer wieder Österreich“ hallte es durch das gesamte Stadion.
Deutschland war an diesem Abend überraschend schwach, hilf- und ideenlos. Und wer den Schaden hat, braucht bekanntlich für den Spott nicht zu sorgen. So vernahm man gegen Ende des Spiels Schmähgesänge wie „der DFB ist so im Oarsch“, „Auf Wiedersehen“ oder „Wer nicht hüpft, der ist ein Piefke“ aus der Kurve. Solche Gesänge sind durchaus legitim, wenn man den sonst so dominanten Nachbarn auf der Tribüne und am Rasen vorführt.
Auch wenn für uns die neue Positionierung im Stadion anfangs ungewohnt war, haben wir uns mit der neuen Situation gut angefreundet und blicken positiv in die Zukunft. Am 2. Dezember folgt die Auslosung für die EM. Dann wissen wir, ob Österreich eine machbare Gruppe zugelost bekommt. Man darf gespannt sein, aber mit der aktuellen Performance des Teams und Ralf Rangnick als Teamchef, darf man sich durchaus einiges versprechen.