Österreich - Belgien, 13.10.2023 (A-Herren)
Am Freitag, dem 13 Oktober 2023 (Spielanstoß 20:45), fand das EM-Qualifikationsspiel gegen Belgien im Ernst-Happel-Stadion in Wien statt. Das von Schiedsrichter Jesus Gil Manzano (ESP) geleitete Spiel endete 2:3 durch die Tore von Laimer (72.) und Sabitzer (84.) sowie von Lukebakiu (12. und 52.) und Lukaku (55.). Es waren 47.000 Zuschauer anwesend.
"Ein Sieg von Österreich über die roten Teufel aus Belgien und dann steigt eine große Party im Wiener Ernst Happel Stadion". So lautete das Motto für das heutige Spiel, da Österreich aus den letzten drei ausständigen Spielen noch zwei Punkte – also einen Sieg – für die fixe Teilnahme an der EM in Deutschland 2024 benötigt, sofern die Schweden alles gewinnen. Leider standen die Vorzeichen nicht besonders gut, da unser Team im Vorfeld auf viele Stützen verletzungsbedingt verzichten musste. So fehlten neben Gregoritsch, Posch, Trauner, Mwene und Onisiwo auch die starken Teamspieler Arnautovic und Alaba. Eine "Notelf" musste es also richten. Für uns Fans war klar: es wird an diesem Abend sehr schwer werden, weshalb die Unterstützung von den Rängen umso wichtiger sein wird.
Für uns als Fanklub war dieser Abend ein ganz Besonderer. Anfang Juli wurde in einer internen Sitzung beschlossen, dass das Heimspiel gegen Belgien endgültig das letzte Spiel sein wird, bei dem unser Transparent hängt und wir den Support mit Vorsänger und Trommler koordinieren. Der Aufwand, der betrieben werden muss, um einen Auftritt, wie wir ihn in einem ausverkauften Ernst-Happel-Stadion als gebührend erachten, ist einfach zu groß. Vor allem wird uns nicht ansatzweise die Wertschätzung zuteil, die diese Arbeit verdient. Nicht nur vom Team und dem Verband, sondern auch von den eigenen Fans in der Kurve. Wir wollten allerdings nicht stillschweigend den Support einstellen, sondern mit einem letzten Auftritt "Auf Wiedersehen" sagen und das nicht schlicht, sondern mit einem pompösen Abgang.
Die Planungen für dieses Spiel begannen Mitte Juli. Schon bald einigten wir uns auf das Hauptmotiv der Choreografie. Überlegungen dazu gab es bereits früher anlässlich unserer 10-Jahres-Jubiläumschoreografie, welche leider der Pandemie zum Opfer fiel. Zur Umsetzung der Choreografie mussten 16 Stoffbahnen gebeamt, zusammengenäht und bemalt werden. Vier Treffen in einem Turnsaal waren notwendig, um den knapp 500 Quadratmeter großen Stoff fertig zu stellen. Zusätzlich mussten 13.500 Zettel vorab eingerollt und in Kisten verstaut werden. Über den Text des Spruchbandes wurde sehr lange diskutiert. Schließlich fanden wir einen sehr passenden Spruch. Das Riesenspruchband wurde in mühevoller Arbeit zwei Wochen vor dem Match angefertigt.
Weil eine Choreographie für unseren letzten Auftritt zu wenig erschien, entschieden wir uns eine zweite Choreo vorzubereiten. Da wir für den Einsatz von Wurfrollen bekannt sind, wollten wir zum Abschluss die größte Wurfrollenchoreo zeigen, die es je in Österreich gegeben hat! So mussten zusätzlich 13.500 Wurfrollen angeschafft und „eingesackerlt“ werden, damit sie in der Kurve richtig fixiert werden konnten. Um außerdem zu garantieren, dass beide Choreos möglichst gut funktionieren, ließen wir noch 13.500 Infoflyer drucken und befestigten an jedem Sitz einen.
Da der Aufbau sehr viel Zeit in Anspruch nahm, bauten wir an drei aufeinanderfolgenden Tagen die Choreo auf. In Summe waren es über 1.000 Arbeitsstunden, die für die Vorbereitung notwendig waren. Wir haben in etwa 13.000 € für dieses Spiel investiert. Am Matchtag haben sich einige Mitglieder bereits um 9 Uhr im Stadion getroffen, um die letzten Vorbereitungen abschließen zu können. Gegen 15 Uhr waren sämtliche Arbeiten abgeschlossen, wodurch wir uns Richtung Treffpunkt aufmachen konnten.
Bei unserem Treffpunkt um 16 Uhr waren auch einige ehemalige Mitglieder anwesend, die gekommen waren, um uns „die letzte Ehre zu erweisen“. Während sich so mancher eine kleine Stärkung holte, schwelgten andere in Erinnerungen an vergangene Tage. Um 17:30 Uhr fuhren wir mit einem Zug der Liliputbahn von der Station Prater zur Endstation Stadion. Untermalt wurde die Fahrt mit einigen bunten Effekten, die für Aufsehen sorgten. Es war eine sehr gelungene Aktion und eine unterhaltsame Fahrt. Ein guter Start für einen tollen Fußballabend. Nach einem Gruppenfoto in der Praterallee ging es für uns zum Stadion.
Nachdem unser Tifo-Material bereits im Sektor war, ersparten wir uns ausnahmsweise die mühsame Kontrolle. Im Stadion angekommen, bauten wir noch die letzten Fahnen und Trommeln auf, ehe wir mit der Vorbereitung der Choreografie begannen. Da das Spruchband sehr schwer und unhandlich war, musste dieses schon recht früh ausgerollt werden. Ca. 20 Minuten vor Spielbeginn klappten wir das Spruchband auf. Zu lesen war der Text: "BEI UNSEREM LETZTEN TANZ STRAHLT DER LÖWE IN VOLLEM GLANZ!". Der Text sollte bereits darauf aufmerksam machen, dass dies unsere letzte Choreographie und unser letzter Auftritt sein würde. Als sich die Spieler schön langsam im Tunnel bereit machten, ließen wir die 500 Quadratmeter große Überrollfahne ausklappen. Zu sehen war unser Logo, welches uns viele Jahre begleitet hat. Dann wurden auf Kommando des Vorsängers die Zettel hochgehalten. Rote und weiße Strahlen ausgehend von der Überrollfahne, ähnlich einer Sonne, zierten die Kurve. In Summe ein spektakuläres Bild und eine eindrucksvolle Choreographie.
Bereits im Vorfeld konnte unser Vorsänger die Kurve zu dem einen oder anderen Fangesang motivieren. Die Stimmung war an diesem Abend sehr ansprechend. Da wir im Laufe der Jahre sehr viel Tifo-Material produziert haben, wollten wir zum Abschluss nochmal praktisch alles in Szene setzen. Daher nahmen wir z. B. sämtliche Fahnen mit und hatten damit unter anderem sechs Riesenschwenker in der ersten Reihe. In den ersten zehn Minuten war die Atmosphäre im ausverkauften Stadion sehr gut. Bereits gegen Schweden hat man gesehen, welchen Einfluss eine lautstarke Kurve auf das Team haben kann. Leider erwischten uns die Belgier am falschen Fuß und gingen mit ihrer ersten Offensivaktion in Führung. Obwohl nach einem Rückstand oftmals die Stimmung abflachte, konnte sie an diesem Abend aufrecht gehalten werden.
Kurz vor der 20. Minute stimmte der Vorsänger auf die zweite Choreographie an diesem Abend ein. 13.500 Wurfrollen in dem Muster rot-weiß-rot wurden auf Kommando pünktlich in Minute 20:10 geworfen. Die Uhrzeit ist die Anspielung auf unser Gründungsjahr, da wir an diesem Abend nicht nur unseren letzten Auftritt zelebrierten, sondern auch gleichzeitig unser 13-jähriges Bestehen feierten.
Österreich fand in diesem Spiel immer wieder gute Möglichkeiten vor, konnte allerdings den Ball nicht ins Netz der Belgier befördern, weshalb es zur Pause 1:0 für die roten Teufel stand. Zu Beginn der zweiten Halbzeit zeigten wir schließlich alle Doppelhalter, die wir jemals produziert haben. Darunter waren auch einige nostalgische Exemplare mit – im Vergleich zu heute – minderer Qualität. Abgerundet wurde das Bild mit sämtlichen Fahnen und Schals.
Leider erwischten uns die Belgier auch zu Beginn der zweiten Halbzeit am falschen Fuß und netzten in einem sehr kurzen Zeitfenster gleich zweimal den Ball ins heimische Tor. Nach der 55. Minute hieß es also 3:0 für die Belgier. Normalerweise ist bei so einem Spielstand Totenstille im Stadion. Unser Vorsänger verstand es jedoch die richtigen Worte an die Kurve zu richten und so wurde weiterhin Stimmung gemacht, auch wenn diese klarerweise leiser war als zuvor.
Die Stimmung wurde wieder besser, als in Minute 72 Laimer mit einem schönen Schuss aus der zweiten Reihe den Ball ins belgische Tor beförderte. Als der Schiedsrichter dann dem belgischen Spieler Onana gelb-rot in Minute 78 zeigte, kam neue Hoffnung auf. Diese wurde bekräftigt als der Schiedsrichter nach VAR-Einschaltung auf den Elfmeterpunkt zeigte. Marcel Sabitzer hielt dem Druck stand und verkürzte in Minute 84 auf 2:3. Das Stadion war wieder am Kochen, da es nach einer fulminanten Aufholjagd aussah.
In diesem hektischen Tumult zeigten wir unser Abschiedsspruchband: „DIE ÄRA DER HURRICANES GEHT ZU ENDE. WIR ZIEHEN UNS ZURÜCK IN DIE HINTEREN RÄNGE.“ Der Augenblick des Spruchbands war nicht ideal, aber anders nicht möglich, da das Ende des Spiels immer näher kam und die Kurve über unser Vorhaben in Kenntnis gesetzt werden musste. Kurz vor dem Schlusspfiff erklärte unser Vorsänger unseren endgültigen Rückzug an vorderster Front.
Unsere Mannschaft zeigte eine ambitionierte Leistung, konnte den Ausgleich jedoch leider nicht mehr erzielen. So endete das Spiel mit 2:3 für die belgische Nationalmannschaft. Trotz Niederlage wurde das Team mit Applaus von der Kurve verabschiedet. Der Spielverlauf hätte für unser letztes Spiel an vorderster Front besser sein können, nichts desto trotz war es ein absolut gelungener Abend mit einigen Highlights.
Die vergangenen 13 Jahre waren einmalig. Wir sind auf unsere Arbeit und Leistung sehr stolz. Auch wenn es nicht immer leicht war und wir oftmals kritisiert wurden, werden die schönen Momente in Erinnerung bleiben. Wir hoffen, dass nun ein Nachfolger unser Amt übernimmt und unser "Werk" fortsetzt. Wir werden ab nun in den hinteren Rängen die Plätze einnehmen, bleiben aber unserem Team treu!