Auftritte

Russland - Österreich, 14.6.2015 (A-Herren)

Am Sonntag, den 14. Juni 2015 (Spielanstoß 19:00 Ortszeit), fand das EM-Qualifikationsspiel gegen Russland im Spartak-Stadion in Moskau statt. Das von Schiedsrichter Mazic (SRB) geleitete Spiel endete 0:1 durch das Tor von Janko (33.). Es waren 35.000 Zuschauer anwesend, darunter 20 Hurricanes (11 Mitglieder).

Die Russen ließen sich lange Zeit um den Spielort für dieses Match auszuwählen. Erst Mitte Februar wurde das neue Spartak-Stadion in Moskau ausgewählt. Für uns eine willkommene Wahl, wären doch beispielsweise auch St. Petersburg, Kasan oder Sotschi möglich gewesen. Flug und Hotel wurden sofort gebucht; für das Visum wurde alles in die Wege geleitet. Das Visum galt als aufwendig und teuer. Neben (selbstverständlicherweise) einem aktuellen Reisepass brauchte man einen Voucher (eine Einladung vom Hotel), eine gültige Reisekrankenversicherung und das ausgefüllte Visum-Formular inkl. Passfoto. Die gesammelten Unterlagen musste man dann im Visazentrum in Wien abgeben und einige Tage warten. Da eine Person die Reisepässe von mehreren abholte, benötigte diese noch eine unterschriebene Vollmacht von jedem. Das Visum kostete selbst 62€, zusätzliche Kosten verursachten der Voucher und die Reisekrankenversicherung. Mit Visum ausgestattet mussten wir dann noch gesalzene 43€ für die Matchkarte hinblechen, während die Russen teilweise nur 800 Rubel (13€). Aber das ist ja keine Seltenheit mehr für Auswärtsspiele.

Insgesamt konnten etwa 750 Karten an Herrn und Frau Österreicher gebracht werden. Bei so einer großen Anzahl ist ein Megaphon und eine Trommel absolut notwendig um die Stimmung gewünscht zu koordinieren und dadurch unsere Nationalelf zum Sieg zu treiben. Nachdem keiner, den wir kannten, mit dem Auto anreiste, mussten wir Megaphon und Trommel per Flugzeug transportieren. Bereits in Stockholm 2013 haben wir das getan, nahmen damals jedoch eine kleine Trommel mit, die in ihrer Wirkung leider viel zu schwach war. Wir brauchten – auch im Hinblick auf die Zukunft – eine stärkere Trommel. Damit wir nicht herbe Mehrkosten durch Sondergepäck in Kauf nehmen mussten, präparierten wir eine unserer Standard-Trommeln so, dass sie genau in einen dazu passenden Koffer passte. Zusätzlich nahmen wir noch vier Fahnen mit: zwei 1,7 Meter Fahnen und zwei 1,2 Meter Fahnen, die freilich ebenfalls so präpariert wurden, dass sie ins normale Gepäck passten. Die Überlegungen für eine Choreografie waren natürlich vorhanden. Wir entschlossen uns jedoch nichts zu organisieren, was sich schließlich als vollkommen richtig herausstellte. Eine Choreografie wäre wohl in einem Desaster geendet, auch wenn grundsätzlich mit 750 Leuten und diesem Block etwas gegangen wäre.

Wir Hurricanes beanspruchten 20 Matchkarten, wir reisten jedoch in separaten Reisegruppen an. Der Hauptkern mit den Fanutensilien traf sich am Freitag-Abend am Flughafen Wien-Schwechat. Wir nahmen einen Direktflug mit der russischen Linie Transaero. Schon im Flugzeug zeigte sich – wie sich später mehrfach bestätigte – dass viele Russen kaum Englisch sprechen bzw. verstehen können, was eine Kommunikation auch im weiteren Aufenthalt teilweise etwas mühevoller machte. Die Einreise nach Russland war für keinen von uns ein Problem. Da es jedoch schon nach 1:00 Früh war und das öffentliche Netz nicht mehr in Betrieb war, organisierten wir bereits im Vorfeld ein Taxi, das uns zwar mit dem Schild „Harricanes“ abholte, aber wir schätzen, dass wir damit gemeint waren. Es folgte eine Taxifahrt von rund 50 Minuten durch die Straßen Moskaus, wo einerseits bemerkt wurde, dass die Ampeln mit zusätzlichen Uhren ausgestattet waren, die anzeigten wie lange die Rot/Grün-Phase noch dauerte und andererseits, dass – wie im Vorfeld angekündigt – die russischen Fahrer nicht die Sichersten sind und zu einem gewissen Teil von Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht viel halten. Der Taxifahrer – der löblicherweise etwas Englisch konnte – zeigte uns hier bereits ein paar Sehenswürdigkeiten der Stadt. Quartier bezogen wir im Hotel Cosmos beim Raumfahrtsmuseum. Die Rezeptionistin war leider nicht die Schnellste, sodass es bis zum Hotelzimmer noch ein Welchen dauerte. Irgendwann um ca. 3:00 ging es dann einmal ins Bett, wobei es zu dieser Zeit draußen schon wieder hell wurde! Um ca. 9:00 ging es dann weiter, zuerst mit einem „Russian Breakfest“ (inkl. Wodka versteht sich) und dann mit der U-Bahn ins Zentrum der Stadt. Dazu wurde ein 3-Tages-Ticket an einem Schalter gekauft. Die nette Dame sprach kein Englisch; mit Stift und Papier konnte man sich verständigen. Das U-Bahn-Netz hat einige prächtige und aufwendige Stationen, ist aber sichtlich schon alt und spart mit Orientierungshilfen. Zumindest in der Linie von unserem Hotel weg gab es außer den Durchsagen (nicht verständlich, wenn man nicht russisch spricht) kaum einen Anhaltspunkt, in welcher Station man gerade ist. Deshalb musste man immer im Vorfeld schauen, wie viele Stationen man fahren muss und dann mitzählen. In einer anderen Linie gab es zumindest eine digitale Anzeige. Zunächst war es auch schwierig herauszufinden, in welche Richtung man fahren muss. Schilder, Farben und U-Bahn-Linien passten nicht immer zusammen wie sich herausstellte. Das alles verlangte etwas Übung. Wir haben uns zwar nie verfahren, aber sehr freundlich für Touristen ist es halt nicht. Das Ziel am Samstag war der Rote Platz mit der Basilius-Kathedrale, dem Lenin-Mausoleum, dem Warenhaus GUM und dem Kreml. Es war sonnig und für Russland ungewöhnlich warm mit Temperaturen bis zu 30°C, auch an den folgenden Tagen. Viele Touristen besuchten den Roten Platz. Den Kreml sahen wir uns auch von innen an, jedoch war dies alles nicht besonders spektakulär. Negativ überraschend war, dass im Umfeld vom roten Platz und im Kreml drinnen kein Getränke-Stand oder Automat zu finden war. Bei den hohen Temperaturen eine absolute Marktlücke. Im Kreml-Areal trafen wir auch auf die GLBG Crew. Nach dem Kreml gingen wir ins Warenhaus GUM, wo man schließlich etwas zu Trinken fand. Danach besuchten wir das Hardrock-Cafe in Moskau, wo wir unsere Mägen füllten. Dort trafen wir auf die Blutgruppe Rot-Weiß-Rot. Über eine Künstlerstraße ging es via U-Bahn wieder zurück zum Hotel, wo wir uns auf die Suche nach einem Supermarkt machten. Wir spazierten einige Zeit und sahen uns das Umfeld des Hotels genauer an und als man es schon fast aufgeben wollte wurde man schließlich fündig – das Geschäft war aber sehr gut versteckt und war das einzige, was wir während des gesamten Aufenthalts sahen. Wie die Leute hier einkaufen bleibt ungeklärt. Auch kann man das Leitungswasser nicht zum Kochen/Trinken benutzen. Ausgerüstet mit Wasser- und Essensvorräten ging es dann am späten Abend ins Hotelzimmer. Manche statteten dem nahe gelegenen Vergnügungspark einen Besuch ab, andere vernichteten die eben gekauften Getränke. Jedenfalls ging es am Sonntag um ca. 9:30 wieder weiter mit dem erneuten Frühstück, doch diesmal mit Pancakes. Wir entschieden uns danach die Bootstour auf der Moskwa zu machen. Es dauerte eine Weile bis wir den Zustiegssteg fanden, aber schließlich fuhren wir über den Fluss und besichtigten einige Bauwerke. Die Bootstour dauerte rund 90 Minuten und allmählich wurde es wegen dem Match ernst. Wir bewegten uns deshalb wieder Richtung Hotel, aber statteten dort noch dem Raumfahrtsmuseum einen Besuch ab. Dort gab es einiges zur russischen Raumfahrt zu sehen und ist zu empfehlen. Mittagessen gab es im Hotel bei einer Pizzeria, aber mehr als Tiefkühlpizza war das wohl nicht.

Der Transport zum Stadion war unterschiedlich. Der ÖFB organisierte im Rahmen des offiziellen Reiseangebotes eine Busfahrt vom Hotel Holiday Inn zum Stadion. Wir nahmen an dieser wie auch andere Fanklubs ebenfalls teil, jedoch fuhren die Busse erst um 17:00 weg und um 17:00 war bereits Stadioneröffnung. Daher machten sich zwei Hurricanes schon früher auf dem Weg um rechtzeitig zu Stadion-Eröffnung dort zu sein. Hier wurden gleich einmal sämtliche Banner abgelehnt, weil nur Österreich-Flaggen erlaubt waren. Nach einigem Hin und Her wurden aber schließlich alle Banner durchgelassen und auch später hatten die Trommel, das Megaphon und die Fahnen keine Probleme. Da der Sektor (2. Rang in der Ecke) dreimal so groß war, wie die Anzahl der Österreicher und Österreicherinnen befürchteten wir – deshalb auch keinen Choreo diesmal – dass sich die Leute sehr aufteilen würden. Wir versuchten dem entgegenzuwirken. Was am Ende herauskam war eine Zwischenlösung. Unsere Idee war, dass die Banner etwas weiter hinten auf dem Geländer fixiert werden hätten sollen. Dann wäre genug Platz gewesen, dass alle Banner in einer Reihe hängten. Und die 750 Leute hätten sich dann alle dahinter hinstellen können, sodass wir einen kompakten Block gehabt hätten. Für die Stimmung und für Fotos/Video wäre das die beste Lösung gewesen. Leider fehlte es an Überzeugungskraft. Zumindest – und das ist sehr löblich – hängten sich neben uns auch Pielachtal, Blutgruppe und Fürstlich weiter hinten auf, sodass es zwar einen kompakteren Block gab, aber alle anderen Österreicher und Österreicherinnen im Sektor verstreut waren. Bedauerlicherweise konnten wir es auch nicht verhindern, dass die paar Reihen vor diesem kompakten Block frei standen. Immer wieder wollten Leute den Sitzplatz auf ihrer Matchkarte unbedingt in Anspruch nehmen. Das ist auch absolut verständlich: Wenn man das erste Mal im Stadion ist und dann sagt dir einer, dass du dich nicht auf „deinen“ Platz hinsetzen darfst, wirst du dir auch was dabei denken. Es ist nur schade, dass es an Kooperation fehlte und sich genau diese Leute mit fremden Federn schmücken. Der Erfolg der Mannschaft hat so gesehen seine Vor-, aber auch seine Nachteile. Das liegt auf der Hand. Die Russen waren mit der Getränkeplanung überfordert: Schon vor Ankick war der Bestand leer gekauft. Es gab später zwar Nachschub, aber der war in kürzester Zeit ebenfalls weg. Es war an diesem Tag weiter heiß und zusätzlich schien die Sonne genau in unseren Sektor hinein. Die Stimmung war klassisch für das Nationalteam, aber auch bedingt dadurch, dass es von den 750 Österreicher und Österreicherinnen nur einen Bruchteil Supportwillige gab. Viele wohnen in Moskau und nutzten die Gunst der Stunde. Die ersten 10-12 Minuten liefen wie immer sehr gut, es sah nach einem super Spiel aus. Die Stimmung flachte dann ab. In der 33. Minute schoss Janko das 1:0 und damit war das Spiel perfekt. Die Stimmung ging nur kurzzeitig hinauf und flachte dann wieder ab. Die zweite Halbzeit war unzufrieden; wir ließen die Mannschaft leider im Stich, wobei sie gerade da die Unterstützung am Notwendigsten brauchte. Erst als Fuchs um die 75. Minute herum mehr Support forderte ging es nochmal bergauf und die letzten 15 Minuten waren wieder anständig. Der neue Chant „Von Bregenz bis nach Wien“ war noch immer sehr träge, „Rot-Weiß-Rot, das sind die Farben“ ging recht gut und ist mittlerweile schon Standard. Österreich gewann mit 1:0 und sicherte sich damit so gut wie das EM-Ticket. Demzufolge gab es auch Sprechchöre „Frankreich wir kommen“. Marcel Koller lief lang nach Spielende noch einmal auf dem Rasen und bedankte sich bei den Fans. Er hat es fast geschafft das marode österreichische Team zu einer Endrunde zu bringen und das womöglich als Gruppensieger. Die österreichischen Fans mussten noch einige Minuten länger im Stadion bleiben, was uns Zeit gab ein Gruppenfoto mit allen Hurricanes zu machen. Mit den Bussen ging es zurück in die Stadt und bis 3:00 wurde der Sieg im Hotel gefeiert.

Der Montag stand ganz im Zeichen der Abreise. Nach einem Frühstück packten wir die Koffer und checkten um 12:00 aus. Wir bewegten uns Richtung Kiewer Bahnhof um zum Flughafen zu gelangen. Dort aßen wir noch zu Mittag und shoppten im Duty-Free bis es schließlich um 18:25 mit einem Direktflug wieder mit Transaero in die Heimat ging.